Führt die Pensionierung der Babyboomer zu einem weiteren Fachkräftemangel? - jobbern.ch
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Führt die Pensionierung der Babyboomer zu einem weiteren Fachkräftemangel?

Veröffentlicht am 17.08.2023 von Marcel Penn, Marketing- und Verkaufsleiter Classifieds - Bildquelle: Getty Images
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Bis zum Ende des Jahrzehnts gehen zahlreiche Babyboomer in Rente. Die steigende Anzahl an
Pensionierungen hat Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt; diese könnten den Wohlstand in der Schweiz bedrohen. Doch es gibt Wege, um dem Mangel an Arbeitskräften entgegenzusteuern.
Hohe Geburtenrate - hohe Pensionierungszahlen

Bis zu den 1960er Jahre waren in der Schweiz sogenannte Babyboomer-Jahre: Es wurden sehr viele Kinder geboren. In diesem und im kommenden Jahrzehnt feiert die Generation ihren 64. oder 65. Geburtstag. Die Pensionierung beginnt. In den letzten beiden Jahrzehnten wurden deutlich weniger Kinder geboren. Dies führt zu einem Mangel von bis zu 30.000 Arbeitskräften in jedem der folgenden Jahre. Es ist notwendig, diese Lücke zu schliessen. Experten sind überzeugt, dass andernfalls die Wirtschaft stark bedroht sein könnte. Ein Verlust an Wohlstand kann die Folge sein, wenn viele Stellen nicht besetzt werden.

So kann die Politik dem Mangel an Arbeitskräften entgegensteuern

Die Möglichkeiten, dem Mangel an Arbeitskräften entgegenzuwirken, sind vielseitig. Neben der Zuwanderung ist auch die Politik gefragt: Die Abschaffung der Heiratsstrafe, der Ausbau von Kitaplätzen und die Möglichkeit für Pensionäre, länger zu arbeiten, können mittelfristig bis zu 300.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Es gibt aber auch Gegenwind: So fordert die Nachhaltigkeitsinitiative der SVP, die Anzahl der Bürger in der Schweiz dauerhaft auf 10 Millionen zu begrenzen. Hier kollidieren die verschiedenen Interessen miteinander: Wenn diese Initiative Erfolg hat, kann die Schweiz nicht auf Zuwanderung setzen und den Fachkräftemangel auf diese Weise beheben. Zuwanderung hätte zur Folge, dass die Einwohnerzahlen in der Schweiz mittelfristig die 10-Millionen-Grenze überschreiten.

Abschaffung der Heiratsstrafe

Unter der Heiratsstrafe wird ein steuerliches Phänomen bezeichnet, das für die Schweiz typisch ist. Wenn ein Paar heiratet, das ein sehr gutes Einkommen hat, wird es in der Steuer gegenüber unverheirateten Paaren benachteiligt. Die jährlichen Steuerzahlungen können sich um einen vierstelligen Betrag erhöhen. Hier kommt es auf das Einkommen des Paares an. In der Konsequenz heiraten die Paare trotzdem, entscheiden sich aber, verkürzt zu arbeiten. In der Folge fehlen die Kräfte auf dem Arbeitsmarkt. Mit der Abschaffung der Heiratsstrafe, die bereits seit längerem diskutiert wird, könnten wieder Arbeitskräfte gewonnen werden.

Pensionäre länger arbeiten lassen

Es kann die Möglichkeit geschaffen werden, Pensionäre länger arbeiten zu lassen. In der Folge
bleiben Fachkräfte mit viel Erfahrung dem Arbeitsmarkt erhalten. Es ist im Gespräch, diese
Regelung anzupassen.
 
Schaffung von günstigen Betreuungsmöglichkeiten

Viele junge Eltern möchten gern Familie und Beruf miteinander vereinbaren und Vollzeit arbeiten.
Dies ist in einigen Regionen der Schweiz aufgrund eines Mangels an Betreuungsangeboten nicht oder nur eingeschränkt möglich. Es gilt, günstige Betreuungsmöglichkeiten zu schaffen.

Mit einer Kombination dieser drei Massnahmen wäre es möglich, mittelfristig bis zu 300.000 Arbeitskräfte zu gewinnen. Damit lässt sich der Mangel durch den Wegfall der Arbeitskraft der Babyboomer-Generation für einen Zeitraum von zehn Jahren kompensieren.

Fachkräfte zur Zuwanderung gewinnen

Eine weitere Option ist die Gewinnung von Fachkräften durch gezielte Zuwanderung. In den
vergangenen Jahren ist die Bevölkerung der Schweiz bereits stark gewachsen, weil Menschen aus
vielen Ländern eine neue Heimat gefunden haben. Gut ausgebildete Fachkräfte beleben den
Arbeitsmarkt und lassen sich perfekt integrieren.

Der Zuwanderung steht jedoch die Nachhaltigkeitsinitiative der SVP entgegen: Bis zum Jahre 2050 soll die Bevölkerung der Schweiz eine Grenze von 10 Millionen Bewohnern nicht überschreiten. Dies würde einer Zuwanderung mit dem Ziel, den Fachkräftemangel zu beheben, entgegen stehen.

Engagement der Politiker ist gefordert

In jedem Fall ist ein Engagement der Politiker notwendig. Die Lücke, die die Babyboomer-Generation auf dem Arbeitsmarkt hinterlässt, ist gravierend. Wenn die Wirtschaft in der Schweiz weiter wachsen soll, werden die Arbeitskräfte dringend gebraucht. Es gilt, kurzfristig die Voraussetzungen zu schaffen und dabei verschiedene Richtungen zu berücksichtigen.