Arbeitsmarkt: Kann der Fachkräftemangel durch berufstätige Senioren abgemildert werden?
Veröffentlicht am 16.03.2023 von Marcel Penn, Marketing- und Verkaufsleiter Classifieds - Bildquelle: Getty Images
Meist gehen Schweizer mit Mitte 60 in Pension, denn dann beginnt das AHV-Pensionierungsalter. Doch viele möchten freiwillig länger arbeiten. Staat und Unternehmen erschweren das leider, obwohl berufstätige Senioren viele Vorteile haben. Sie können zum Beispiel helfen, den Fachkräftemangel zu lindern.
Arbeitswilligen Rentnern wird es nicht leicht gemacht
Statistiken zufolge interessieren sich immer mehr Rentner dafür, auch nach Ihrer Pensionierung
weiterzuarbeiten. Während 2012 noch etwa zehn Prozent der Menschen ab 65 Jahre gearbeitet haben, waren es im Jahr 2019 schon 20 Prozent. Das Interesse steigt also spürbar an und wird voraussichtlich noch weiter zunehmen. Doch viele Rentner arbeiten nicht mehr, obwohl sie es eigentlich wollen und können. Wenn man sie zu den Gründen befragt, heisst es oft, dass es sich nicht mehr lohnen würde.
Ein grosses Problem wird zumindest 2024 enden: Dann werden durch die AHV Reformen wenigstens die Rentenbeiträge berufstätiger Schweizer über dem gesetzlichen Pensionsalter bis zur Maximalrente angerechnet. Das Bestrafen des Arbeitens über das Rentenalter hinaus wird also nicht mehr bestraft. Dennoch reicht das nicht, um mehr Ältere in ihren Jobs zu halten. Der Staat muss mehr tun und auch die Unternehmen sollten mehr beitragen.
Wie der Staat helfen kann
Um Rentnern das Weiterarbeiten schmackhaft zu machen, sollte es weitere finanzielle Anreize geben. Zwar entscheiden sich viele Pensionäre nicht aus finanziellen Gründen für die weitere Berufstätigkeit, doch sollten sie trotzdem belohnt und nicht bestraft werden.
Eine interessante Idee könnten Steuererleichterungen sein, wenn Schweizer über das Rentenaltern hinaus ihrem Beruf nachgehen. Der Staat sollte offen für den Bedarf der arbeitswilligen Älteren sein und sich weiter anpassen. Es braucht ausserdem mehr allgemeine Wertschätzung - auch von der Gesellschaft.
Unternehmen sollten ebenfalls ihren Beitrag leisten
Unternehmen geniessen einige Vorteile, wenn sie ihre Beschäftigten länger im Betrieb halten. Zum Beispiel helfen die Fachkräfte dabei, den Arbeitskräftemangel in ihren Branchen zu lindern. Sie geben ihr Wissen zudem an jüngere Generationen weiter und erleichtern somit den Übergang. Leider mangelt es oft an der Bereitschaft von Unternehmen, ihre Mitarbeiter über das 65. Lebensjahr weiterzubeschäftigen.
Hier ist ein Umdenken erforderlich, denn die Berufstätigen verfügen über wertvolle Skills wie Erfahrung, Know-how und Gelassenheit. Darüber hinaus ist es sinnvoll, dass Arbeitgeber älteren Menschen flexible Arbeitsmodelle erlauben. Zwar finden sich einige in Vollzeit arbeitende Senioren, viele wünschen sich aber Teilzeit-Modelle. Diese sollten zudem regelmässig an die Wünsche der Beschäftigten angepasst werden.