Wieso erhöht das Nachdenken über eigene Werte die Bewerbungschancen?
Veröffentlicht am 18.01.2024 von Marcel Penn, Marketing- und Verkaufsleiter Classifieds - Bildquelle: Getty Images
Eine Studie der ETH Zürich zeigt, dass es einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Reflektieren über eigene Werte und dem Erfolg im Bewerbungsprozess gibt.
In der Studie erstellen zwei Gruppen kurze Texte über Wertvorstellungen
Wer sich eine Viertelstunde Zeit nimmt, um über die eigenen Werte nachzudenken, verbessert seine Jobaussichten deutlich. Das ist das Ergebnis einer Studie der ETH Zürich, die 532 arbeitslose Personen (gemeldet beim Arbeitsvermittlungszentrum RAV der Stadt Zürich) sowie 334 online rekrutierte Arbeitssuchende aus Europa und den USA einem Experiment unterzogen.
Dabei wurden die teilnehmenden Personen nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt. Die Kontrollgruppe erhielt die Aufgabe, über die am wenigsten wichtigen Werte nachzudenken und dazu einen kurzen Text zu verfassen, während die andere Gruppe darüber nachdenken sollte, welche Werte für sie persönlich von besonderer Bedeutung sind und dies schriftlich darlegen sollte.
Zur Auswahl standen dreizehn verschiedene Werte wie Gesundheit, Sport und Fitness, Freude am Lernen oder Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen. Dabei wurden bewusst eher allgemein gehaltene Werte gewählt, um die arbeitssuchenden Menschen nicht damit zu verunsichern, dass ihnen eventuell bestimmte Fähigkeiten fehlen.
Studie liefert überraschende Ergebnisse
Das wichtigste Ergebnis der Studie ist, dass sich durch die Reflexionsübung ein deutlich positiver Effekt im Hinblick auf die Jobaussichten zeigt. Im Vergleich zur Kontrollgruppe erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gruppe, die über die eigenen Werte reflektierten, mehr Jobangebote und benötigten weniger Zeit, um sich einen neuen Arbeitsplatz zu sichern. Dabei ist interessant, dass das Reflektieren über die eigenen Werte für alle Menschen auf Jobsuche lohnend ist, nicht nur für jüngere Arbeitslose. Auch Arbeitssuchende über fünfzig und Menschen, die schon sehr lange auf der Suche nach einem neuen Job sind, profitieren von dieser Übung. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Wertesystem vermindert die Stressbelastung in der Bewerbungssituation und stärkt das Selbstvertrauen und die Zuversicht der Jobsuchenden.
Positiver Effekt durch das Experiment nicht langfristig nachweisbar
Die Auswirkung des Werteexperiments auf die Chancen, eine neue Stelle zu erhalten, ist allerdings nicht langfristig belegt. Nach acht Wochen ist der positive Effekt nicht mehr nachweisbar. Insgesamt lässt sich aber feststellen, dass die Beschäftigung mit persönlichen Wertvorstellungen kurzfristig einen positiven Effekt hat und eine deutliche Anzahl an Menschen durch die Auseinandersetzung mit persönlichen Wertvorstellungen profitiert hat. Im Vergleich zur Kontrollgruppe hatte sich die Erfolgsquote bei Bewerbungen verdoppelt bis verdreifacht. So fanden knapp 11 Prozent der Arbeitssuchenden des Zürcher Arbeitsvermittlungszentrums vier Wochen nach dem Experiment eine neue Stelle (lediglich 3,4 Prozent in der Kontrollgruppe). Selbst wenn der Effekt nicht langfristig nachweisbar ist, so zeigt sich der Erfolg nachhaltig. Wer eine neue Stelle gefunden hat, erlebt das Gefühl, dass er oder sie einen sinnvollen Beitrag für die Gesellschaft leisten kann und ist nicht so lange beim Arbeitsvermittlungszentrum registriert. Fazit: Fünfzehn Minuten Zeitaufwand erscheinen wenig, wenn man im Gegenzug ein besseres Selbstvertrauen und das Gefühl, eine wertvolle Person zu sein, erhält.