Wie kommt man kriminellen Mitarbeitenden auf die Spur?
Veröffentlicht am 24.08.2023 von Marcel Penn, Marketing- und Verkaufsleiter Classifieds - Bildquelle: Getty Images
In den vergangenen Jahren ist ein starker Anstieg krimineller Aktivitäten in Unternehmen zu verzeichnen. Die Ursachen dafür sind vielschichtig. Wie können Führungskräfte diesem Problem entgegenwirken?
Interne Kontrollsysteme helfen bei der Identifizierung krimineller Mitarbeitender
Eine typische Person, die in einem Unternehmen kriminell in Erscheinung tritt, ist zwischen 40 und
55 alt und seit mindestens 10 Jahren im Betrieb angestellt. Dadurch haben diese Personen ein
fundiertes Wissen über die Abläufe und Schwachstellen innerhalb des Betriebes erworben und können strukturelle Problemfelder gezielt ausnutzen.
Natürlich gibt es auch vielfältige externe Risiken. Tatsache ist jedoch: Der Grossteil der finanziellen Einbussen durch kriminelle Handlungen ist auf interne Fälle zurückzuführen. Für jede Führungskraft ist es also von immenser Bedeutung, potenzielle betrügerische Mitarbeitende zu identifizieren und die betriebsspezifischen Hintergründe, die Betrugsfälle im Unternehmen begünstigen, zu erkennen.
Wie können Sie kriminelle Handlungen durch Mitarbeitende unterbinden?
Als Führungskraft haben Sie vielfältige Möglichkeiten, um nicht nur kriminelle Mitarbeitende
aufzuspüren, sondern die Ursachen für Delikte auch schon im Vorfeld einzudämmen. Von grosser Bedeutung ist dabei, dass nicht nur auf Abschreckung, sondern vor allem auch auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit gesetzt wird. Wirksame Compliance-Systeme sind in diesem
Zusammenhang von grosser Bedeutung, beispielsweise eine Implementierung des Vier-Augen-Prinzips.
Doch auch interne Kanäle, durch die Mitarbeitende einen Verdacht auf eine kriminelle Handlung in ihrem Umfeld in einem geschützten Rahmen melden können, sind äusserst wichtig. Sogenannte Whistleblower unterstützen Unternehmen dabei, grosse wirtschaftliche Einbussen durch kriminelle Angestellte zu vermeiden. Eine gezielte Sensibilisierung der Belegschaft ist ein weiteres wirksames Instrument, das langfristig wirkt.
Das Bewusstsein dafür, in welchen Bereichen und Situationen Delikte besonders häufig auftreten, motiviert zum offenen und wachsamen Umgang mit Fehlverhalten. Darüber hinaus können Sie als Führungskraft durch eine vertrauensvolle Fehlerkultur ein Arbeitsklima schaffen, in dem ein Hinweis auf ein Fehlverhalten im Unternehmen selbstverständlich erscheint.
Grosse finanzielle Schäden durch kriminelle Mitarbeitende in Unternehmen
Das wirtschaftliche Ausmass aufgrund von Delikten durch die eigene Belegschaft ist immens. So werden fast Dreiviertel der Schäden in Betrieben durch das eigene Personal verursacht, obwohl lediglich 57% der Betrugsfälle in Unternehmen auf Mitarbeitende zurückzuführen sind. Kriminelle Aktivitäten aus dem internen Bereich haben inzwischen also eine wirtschaftliche Grösse erreicht, die nicht mehr kleinzureden ist. Unterschätzen sollten Führungskräfte auch nicht den Vertrauensverlust, der durch solche Delikte im Arbeitsumfeld auftreten kann.
Externe Probleme wie Cyberkriminalität sind in einem System oft einfacher zu verkraften als das Gefühl, dass man dem eigenen Personal nicht mehr trauen kann. Dabei sollten Führungskräfte im Blick haben, dass gerade langjährige Mitarbeitende, die sich durch ihre Arbeit und Position ein Vertrauen erworben haben, eher kriminell in Erscheinung treten als jüngere Beschäftigte. Denn ein jahrelanger Einblick in Betriebsstrukturen ermöglicht oft erst das Begehen von grösseren Straftaten, die häufig lange Zeit unentdeckt bleiben. Ein Risikomanagement, das auf Prävention setzt, sowie regelmässige Audits, Revisionen und Routinekontrollen sind für die Vermeidung von kostspieligen Straftaten aus den Reihen der eigenen Belegschaft essenziell.